Als wohl bekannteste Sehenswürdigkeit im südlichen Harzvorland gilt das 81 Meter hohe Kyffhäuser-Denkmal mit dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I. und der in den Stein geschlagenen Figur Kaiser Barbarossas. Das Denkmal liegt auf dem Plateau des Kyffhäuserberges nahe Bad Frankenhausens, auf dem sich einst eine gigantische Burganlage von über 600 Meter Länge befand.
Viele kennen den charismatischen Friedrich I. von seinem Beinamen her, den ihm die Italiener wegen eines sehr auffälligen Merkmals gaben, seinem roten Bart: Friedrich Barbarossa. Der Kaiser Rotbart, klar. Berühmt ist er allerdings nicht wegen seines roten Bartes, sondern deshalb, weil er als erster Staufer zum Kaiser des römisch-deutschen Reichs gekrönt wurde. Das war 1155.
Natürlich gibt es zu Kaiser Rotbart auch eine Sage: In dieser heißt es, der berühmte Kaiser sei gar nicht gestorben! Er schlafe in einem Schloss im Inneren der Erde – zumindest solange, wie Raben um den Berg herumflögen. Dort soll er auf seinem mächtigen Thron an einem Tisch aus Marmor bis heute sitzen und darauf warten, aufzuerstehen um die Welt zu retten und Frieden zu stiften. Deshalb schicke er alle 100 Jahre einen Zwerg an die Oberfläche, der herausfinden soll, ob die Raben noch um den Berg kreisen. Sind die Raben noch da, dann schläft Kaiser Barbarossa für weitere einhundert Jahre.
Und natürlich gibt es auch noch eine Erweiterung der Barbarossa-Sage: Hier heißt es, Barbarossa werde so lange schlafen, bis Deutschland geeint sei. Sein Bart wächst um den Tisch herum, bisher zweimal. Wenn er die dritte Runde geschafft hat, wacht Kaiser Rotbart auf und seine Herrschaft beginnt von Neuem – oder das Ende der Welt ist nahe.
Auch wenn es so aussehen mag, weil sich das monumentale Denkmal perfekt in die Burganlage einfügt, so ist dies doch erst viele Jahrhunderte später als die eigentliche Burg entstanden. Und es hat auch nicht Kaiser Barbarossa gebaut. Denn eigentlich ist das Denkmal zu Ehren Kaiser Wilhelms errichtet worden.
Im Schloss Versailles wurde am 18. Januar das Deutsche Kaiserreich ausgerufen, zum ersten Kaiser der bereits über 70-jährige Wilhelm I. gekrönt.
Kaiser Wilhelm wurde sehr alt und konnte noch einige Jahre als Kaiser regieren. Er starb 13 Tage vor seinem 91. Geburtstag. Aus Verehrung an ihren Kaiser entstand dann recht schnell die Idee, ihm ein Denkmal zu errichten. Und weil man Kaiser Wilhelm auch gerne als Barbablanca (also Weißbart) bezeichnete, war schnell die Brücke zu Kaiser Barbarossa geknüpft.
Und wo wäre eine passendere Stelle für das Denkmal zu finden als auf dem Kyffhäuserberg hier in Thüringen!
Ausschlaggebend für die Wahl war vielleicht auch die Sage von Kaiser Barbarossa. Denn sie setzt sich mit Kaiser Wilhelm fort: Im Jahr 1871 wurden die Raben vertrieben. Denn das neue Symbol des Kaiserreichs, der Reichsadler, vertrieb die schwarzen Vögel. Und damit wurde (im Prinzip) der Zauberschlaf erlöst.
Die Welt war wieder in Ordnung.