Theresienstadt: Das düsterste Kapitel der deutschen Geschichte
Das ehemalige Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt befindet sich ungefähr eine Autostunde entfernt von Prag und kann auf eigene Faust oder im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Führungen werden auch auf Deutsch angeboten und ermöglichen einen sehr tiefen Einblick in die Hintergründe der Festungsanlage und die Gräueltaten, die hier durch die Nationalsozialisten verübt wurden.

Die Festung in Theresienstadt wurde 1941 nach Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten Schritt für Schritt zum Arbeits- und Konzentrationslager für inhaftierte Juden umgewandelt. Im Gegensatz zu den Vernichtungslagern Auschwitz-Birkenau, Dachau oder Buchenwald, diente das Konzentrationslager Theresienstadt als „Schaufenster, das der Welt zeigen sollte, daß die Gerüchte über den Massenmord“ unwahr seien.
Von 1940 bis 1945 überstellte die Gestapo rund 27.000 Männer und 5.000 Frauen an das Gefängnis Theresienstadt, zunächst mit Inhaftierten aus Prag, dann aus ganz Böhmen und ab 1944 auch aus Mähren. In der Kleinen Festung wurden bis Kriegsende überwiegend Tschechen festgehalten, darunter viele Widerständler gegen das Nazi-Regime, in den letzten Jahren dann auch Bürger der Sowjetunion, aus Polen, Jugoslawien und gegen Kriegsende Kriegsgefangene aus den Reihen der alliierten Armeen.

Der Verwaltungshof
Von den Insassen kamen etwa 8.000 in anderen Lagern um, in die sie bis zum Ende des Krieges deportiert wurden. 2.500 starben im Lager nach Folter, Krankheiten und aufgrund der Arbeits- und Lebensbedingungen. 250 Insassen wurden in der Festung selbst hingerichtet. Unter den Opfern befindet sich auch eine Gruppe von Juden aus dem Rheinland, die von Köln aus per Bahn deportiert worden waren und am 4. Oktober 1944 – „irrtümlicherweise“ – in der Kleinen Festung statt im „Ghetto“ ausgeladen worden waren. Fast alle wurden ermordet.

Die Nazis verpassten der alten Festungsanlage ihre ganz eigene Note. In die Gullydeckel sind die Namen der obersten Offiziere eingemeißelt
und die verschiedenen Abschnitte des Gefängnisses wurden in Blöcke unterteilt
Bis zur Befreiung des Lagers 1945 starben in Theresienstadt etwa 30.000 Menschen, teils an den Folgen der Haft, an Folter, den Arbeitsbedingungen, sowie teils an den Extrembedingungen im Ghetto, dem Hunger, der Kälte und verschiedenen Epidemien. 1944 wurde eine Gruppe Juden aus Köln irrtümlicherweise hingerichtet, die eigentlich für den Transport in das Ghetto Theresienstadt und nicht die kleine Festung vorgesehen waren.
Am 5. Mai übergab die SS dem IRK schließlich die Verantwortung für Theresienstadt und am 8. Mai erreichte die Rote Armee das Lager. Dieses wurde bis 1948 als Gefängnis für Deutsche genutzt, die aus der Tschechoslowakei zwangsausgesiedelt wurden. Viele dieser Deutsche wurden von den russischen Soldaten ebenfalls auf brutalste Art und Weise ermordet, ohne dass ihnen ein fairer Prozess zuteil wurde.

Auch im KZ Theresienstadt wurden zahlreiche Häftlinge ermordet. Zeugnis davon sind heute noch das Krematorium und der Galgen. In der kleinen Festung wurden 22 Personen hingerichtet. 2.600 Menschen starben an den Folgen der Haft. Im Ghetto kamen rund 35.000 Menschen um. Sie starben an Hunger, Kälte und Epidemien.

1948 wurde die Gedenkstätte Theresienstadt errichtet.