Die Rente wird zum sozialen Sprengstoff
Man hört die Aussagen von Parteien und Politikern ja seit Jahren, eher schon Jahrzehnten.
CDU: „Die Rente ist sicher“ oder : „Keine Rentenkürzungen.“ SPD: „Mindestens 48 Prozent Rentenniveau.“ Grüne: „Stabile Renten.“ AFD: „signifikante Erhöhung“.
Dann ist doch alles in Ordnung, oder? Wie wir doch alle wissen (sollten), ist es leider nicht so. Jeder sieht, dass die Realität anders ist. Es baut sich ein soziales Erdbeben auf. Aber kein Politiker wagt es, diese für die Bevölkerung unangenehme Wahrheit auszusprechen.
In Deutschland zahlt die arbeitende Generation die Renten der Älteren. Dieser Generationenvertrag funktionierte aber nur solange, als genügend Einzahler den Empfängern gegenüberstanden. Doch der demografische Wandel sprengte diese Formel immer weiter auf. 1960 finanzierten 6 Leute 1 Rentner, aktuell ist das Verhältnis nicht mal mehr 2:1, Tendenz schnell fallend. Gründe sind größtenteils bekannt. Immer weniger Beitragszahler für immer mehr Ruheständler, die sogenannten "Babyboomer" (zu denen ich auch gehöre) und das immer frühere Renteneintrittsalter bei immer längerer Bezugsdauer. Natürlich gönnt man jedem seinen Ruhestand, doch kann man halt auch die Mathematik nicht umgehen.
Unser System war ja auch nie dafür gedacht, 20 und mehr Jahre Ruhestand zu finanzieren. Und je älter wir werden, desto größer wird die Schieflage.
Also muß der Staat in die Rentenkasse zuschießen. 2025 werden es knapp 98 Milliarden Euro sein – ein Plus von 40 Prozent in nur neun Jahren. Gleichzeitig wird das Rentenniveau – also das Verhältnis der durchschnittlichen Rente zum Bruttolohn – wohl noch weiter abgesenkt werden. Prognose für 2035: 45,8 Prozent (derzeit 48%). In Zahlen bedeutet das dann, dass Männer 2021 im Westen durchschnittlich 1218 Euro Rente und Frauen 809 Euro bekamen. Wenn das Niveau dann noch weiter sinkt, steuern wir in Deutschland auf flächendeckende Altersarmut zu. Dabei gehen schon heute fast 40% des Bruttolohns in Sozialabgaben. Bis 2040 könnten es laut Prognosen sogar 46 Prozent werden. Stand jetzt klafft bis zum Jahr 2040 eine Finanzierungslücke von 173 Milliarden Euro.
Es gibt nur wenige Stellschrauben, um eine finanzielle Katastrophe zu vermeiden:
- Mehr Fachkräfte aus dem Ausland (die dann auch arbeiten und nicht das Sozialsystem belasten).
- Mehr Kinder (was aber erst längerfristig hilft).
- Mehr Frauen in Vollzeit (doch dafür fehlen Angebote zur Kinderbetreuung).
- Höheres Renteneintrittsalter (aber wie sollen Handwerker das schaffen)?
Egal wie man es sieht, es sind radikale Reformen an der Rente vonnöten. Aber niemand wagt sich daran diese Reformen anzupacken und umzusetzen, denn egal wie diese dann aussehen: Sie werden schmerzhaft. Und je länger wir warten, desto teurer werden sie. Wir brauchen mehr Beschäftigte in gut bezahlter Arbeit. Und ohne eine starke Wirtschaft gibt es auch keine Rente. Deswegen sollte die Politik auch wieder wirtschaftsfreundlicher werden. Und vor allem müssen die Steuern runter, denn nur dann wird wieder der Konsum anspringen. Und vor allem dürfen wir nicht länger auf den „starken Staat“ vertrauen. Private Vorsorge muss zur zweiten Säule werden. Da müssen stabile Modelle errechnet werden.
Mit jedem Jahr wächst der Anteil der Rentner unter den Wählern. Kaum einer wird freiwillig für Reformen stimmen, die ihm selbst wehtun? Eher nicht. Und genau deshalb ist es so schwierig für Politiker, die Wahrheit zu sagen. Dabei muss man jetzt handeln. Es braucht mutige Entscheidungen, den schmerzhaften Weg jetzt einzuschlagen.
Denn wenn wir weiter nur zuschauen und nichts tun, wird man sich in ein paar Jahren fragen: Wie konnte es nur so weit kommen?