Meine Nacht im Gefängnis

Fotos von My de Sortiraparis

Beispielfoto

Tristan Reynaud/SIPA

(picture-alliance / dpa / Speich Frédéric)
PARIS 1975.....
Während meiner Lehre war ich ein bißchen engagiert in der Gewerkschaftsjugend der Bau-Steine-Erden (BSE). Und so kam ich im Rahmen einer "Bildungsreise" auch paar Tage nach Frankreich. Zuerst waren wir in Marseille, später in Aix en Provence. Zum Abschluß der Reise dann für 3 Tage in Paris.
Gleich am ersten Tag machten wir natürlich eine Stadtrundfahrt. Unsere Gruppe (12 Personen) hatte sich geteilt, so war es einfacher zu handeln. Bis in den späten Nachmittag war meine Gruppe mit 5 Personen unterwegs und irgendwann hieß es dann zurück ins Hotel zu fahren.
Neben dem Hotel war so ein kleines Bistro mit Außenbewirtung. Nach unserer stundenlangen Tour hatte man natürlich Durst und wenn man schon in Frankreich ist bestellt man sich halt auch einen originalen Pastis. Oder auch zwei. Oder drei.... Jedenfalls waren wir alle ziemlich beschwipst und hatten eigentlich genug. Also bezahlten wir und wollten eigentlich gehen.
Genau in diesem Augenblick kamen die anderen 7 Personen von uns zurück. Natürlich gab es ein lautes Wiedersehengeheule, schließlich war man ja paar Stunden getrennt. Dieser Gruppe ging es natürlich genauso wie uns, sie hatten Durst und wollten auch was trinken. Also sind wir auch noch geblieben und bestellten nochmals.
Es wurde dann doch relativ spät, alle waren hundemüde und wir beschlossen diesen Tag zu beenden. Also winkten wir dem Wirt um zu bezahlen. Als er die Bons mir und meiner Gruppe vorlegte, waren da die Getränke, die wir ja schon das erstemal bezahlt hatten, nochmals aufgeführt. Wir baten den Wirt das zu korrigieren, was er aber kategorisch ablehnte. Er bestritt lautstark, dass wir die erste Runde bezahlt hätten. Was dann wiederum von uns vielstimmig und wortgewaltig beantwortet wurde. Und es kam auch zu einem mehr oder weniger stärkerem Handgemenge, was die allgemeine Stimmung noch mehr anheizte. Es war schon ziemlich laut auf der Straße und die ersten Fenster in den Häusern öffneten sich, die Anwohner wollten halt sehen wo der Radau herkam.
Nach etwa einer halben Stunde kam ein Streifenwagen der französischen Polizei mit Blaulicht angefahren. 2 Beamte stiegen aus, befragten erst den Wirt und anschließend uns. Das die beiden Polizisten kaum ein Wort Deutsch sprachen, war für uns halt ein Nachteil. Irgendwas hörte man von Quittung raus, die hatten wir halt nicht. Woraufhin die beiden nur ein Achselzucken für uns übrig hatten. Das Geschrei ging währenddessen munter weiter und sowohl der Wirt wie auch wir beharrten auf unserem Standpunkt.
Es dauerte dann vielleicht nochmal 20 Minuten, als ein Transportwagen der Polizei um die Ecke kam und mit quietschenden Bremsen hielt. Die hintere Tür flog auf, 4 weitere Polizisten sprangen auf uns zu und schwangen dabei Schlagstöcke. Geschlagen haben sie nicht, aber sie drängten uns alle damit in den Transporter und machten die Tür zu. Und dann wurden wir in irgendein Gefängnis auf irgendeine Polizeistation gefahren..... Dort war es dann recht lustig in der Zelle, wir schrien mit den Polizisten um die Wette. Irgendwann begannen wir die Internationale zu singen, was die Polizei aber nicht beeindruckte.
Inzwischen war es schon nach Mitternacht, wir waren müde (und nüchtern) und so wurde es immer ruhiger. Die Polizei teilte uns mit, dass die deutsche Botschaft informiert sei, aber es käme erst am frühen Morgen jemand vorbei. Okay, der kam dann auch nach dem Frühstück (wir hatten natürlich keins) und und fragte nach dem Grund des Streits auf der Straße. Er hörte sich das geduldig an und meinte dann lapidar: "Ihr seid in einem fremden Land, habt keinen Nachweis der Bezahlung und euch dazu noch mit der hiesigen Polizei angelegt. Nach französischem Recht können die euch 3 Tage hier in der Zelle lassen. Alternative wäre, die Zeche halt nochmal zu bezahlen, dann könnt ihr sofort gehen." Die Antwort ist klar, oder?
Wir mussten dann den Weg zu unserem Hotel zurück laufen, kamen auch an dem Bistro des Vortages vorbei. Es war noch geschlossen, was wahrscheinlich auch besser für uns war, wer weiß was da noch geschehen wäre.
Das war in Kurzfassung der Bericht über meine erste (und einzige) Nacht in einer Gefängniszelle. Damals sind die Polizisten in Paris trotz allem behutsam mit uns umgegangen, aber wir wurden 2 Tage später Augenzeuge, das die auch ganz anders können. Doch das ist eine andere Geschichte, die sich "Der falsche Zug" nennt.
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