Ich war unterwegs in der Stadt und weil ich nichts gefrühstückt hatte, ging ich in eine Filiale einer Bäckerkette, wo es verschiedene Frühstücksangebote gibt. Ich suchte mir also ein etwas opulenteres davon aus und während der bestellte Kaffee gebrüht wurde, kümmerte sich die Angestellte um den nächsten Kunden. 

"Wieviel kostet ein Kaffee?" hörte ich eine etwas ältlich klingende Stimme fragen. "Klein oder groß?" fragte die Angestellte zurück. Da sagte die Stimme nebenan: "Kaffee für 2€." Nun drehte ich mich doch leicht zur Seite, um die Person zu mustern. 

Da stand ein erkennbar Obdachloser mit 6-7 Plastiktüten am Boden und hielt seinen Geldbeutel in der Hand. Die Angestellte sagte sehr schnippisch zu ihm: "Wir haben feste Preise, so einen Quatsch mache ich nicht". Der Mann machte eine hilflose Bewegung, ich kann das gar nicht beschreiben.

Ich wandte mich an den Mann und fragte ihn: "Haben Sie heute schon was gegessen?" Er schüttelte leicht den Kopf. Ich drehte mich zu der Angestellten hinter der Theke zurück und sagte zu ihr: "Machen sie dem Mann bitte das gleiche Frühstück wie mir."
Sie schaute mich irgendwie ungläubig an und sagte: "Das kann der nicht bezahlen." "Ich zahle das" erwiderte ich.
Widerwillig begann sie mit der Zubereitung, währenddessen ich den Mann an einen kleinen Tisch führte.

Wir wechselten ein paar Worte, er schien durchaus dankbar zu sein, wollte aber erkennbar seine Ruhe haben.
Ich kehrte zu meinem Tisch zurück und begann mit meinem Frühstück. In der Zwischenzeit schaute ich immer wieder zu dem Obdachlosen, wie er leicht zusammengekauert am Tisch saß. 

Sein Tablett mit dem Frühstück wurde ihm dann schließlich gebracht. Er trank vorsichtig einen Schluck Kaffee und begann langsam ein Hörnchen zu teilen und in kleinen Portionen zu essen. Gleichzeitig packte er die anderen Waren wie die Brötchen, Butter, Marmelade usw. auf dem Tablett vorsichtig in eine seiner Tüten und trank zwischendurch immer wieder einen Schluck.

Das alles passierte in knapp einer halben Stunde. Ich war dann auch fertig mit meinem Frühstück, räumte mein Tablett weg und ging Richtung Ausgang. An seinem Tisch blieb ich nochmal kurz stehen, fragte ihn ob alles in Ordnung sei. Er sah mich irgendwie verwundert an, dass sich jemand nach seinem Wohlbefindet erkundet. "Basst schoo" erwiderte er mit einer typischen fränkischen Redensart. 

Ich streckte ihm die Hand zum Abschied hin. Zögernd ergriff er sie und nun hörte ich ihn leise sagen: "Danke Dir". 
Ich musste schleunigst gehen, es hat mich emotional voll erwischt. 

 

Ich weiß, es liest sich schwülstig und leicht märchenhaft, aber so und nicht anders hat dieses Erlebnis zugetragen.