Der Schneider CPC 464, mein erster "PC"

Veröffentlicht am 6. August 2025 um 07:24

Im Frühjahr 1984 trat dem scheinbar übermächtigen Commodore 64 auf dem deutschen Heimcomputermarkt ein unentwegter Herausforderer gegenüber:
Der Schneider CPC 464. Er stammte zwar ursprünglich aus Großbritannien (dort bekannt unter dem Namen Amstrad), gewann aber auch die Herzen vieler deutscher User. Der CPC 464 wurde damals in Deutschland von den Schneider-Rundfunkwerken vermarktet, deshalb auch besser Schneider CPC bekannt. Neben dem Commodore 64 war er in Deutschland wahrscheinlich der beliebteste Heimcomputer der 8-Bit-Ära.

Als in den frühen achtziger Jahren das Heimcomputer-Zeitalter anbrach, gehörte der Sinclair ZX 81 und ZX Spectrum zu den Pionieren, daneben gab es Firmen wie Acorn oder Dragon Data, die ebenfalls eine Zeitlang recht erfolgreich war. Dazu kamen die aus den USA importierten Heimcomputer von Commodore, Apple und Atari.

Amstrad war 1984 also eher ein Nachzügler, als die Firma im Frühjahr den CPC 464 auf den Markt brachte. Hardwareseitig setzte der damalige Firmenchef Alan Sugar auf Altbekanntes: Als CPU kam der bewährte 8-Bit-Prozessor Z80 von Zilog zum Einsatz, der zum Beispiel auch in den Sinclair-Rechnern ZX 81 und ZX Spectrum verbaut wurde. Die RAM-Ausstattung mit 64 Kilobyte war zu diesem Zeitpunkt auch schon mehr oder weniger Standard und anders als bei der Markteinführung des C64 keine Sensation mehr.

Der Amstrad-Computer wurde immer zusammen mit einem Monitor verkauft (der Kunde konnte hier zwischen einem monochromen und einem sündhaft teuren RGB-Monitor wählen); zudem war in dem Computergehäuse auch die Massenspeichereinheit fest eingebaut. Beim 464 war dies ein Kassettenlaufwerk, spätere Modelle (ab 664) verfügten über ein Floppy-Disk-Laufwerk, das Disketten im ungewöhnlichen Drei-Zoll-Format aufnehmen konnte. Dank dieser Gesamtsystem-Philosophie war der Amstrad-Rechner bereits kurz nach dem Auspacken betriebsbereit. 

Das (separat zu erwerbende) Floppy-Laufwerk des Schneider CPC 464 verwendete das ungewöhnliche Drei-Zoll-Diskettenformat. Besitzern des Floppy-Laufwerks standen das Betriebssystem CP/M und dessen damals gewaltige Programmbibliothek zur Verfügung.
Das (separat zu erwerbende) Floppy-Laufwerk des Schneider CPC 464 verwendete das ungewöhnliche Drei-Zoll-Diskettenformat. Besitzern des Floppy-Laufwerks standen das Betriebssystem CP/M und dessen damals gewaltige Programmbibliothek zur Verfügung.

Ein zweiter Erfolgsfaktor war die eingebaute Programmiersprache Locomotive BASIC, die über einen wesentlich umfangreicheren Befehlsumfang verfügte als beispielsweise das Standard-BASIC des Commodore 64. Das machte sich vor allem im Grafikbereich bemerkbar. Während beim C64 die einzelnen Speicherzellen des Grafikspeichers über den Befehl POKE direkt angesprochen werden mussten, besaß der Amstrad CPC vordefinierte Befehle zum Zeichnen von Punkten und Linien. Geometrische Figuren wie zum Beispiel Kurven ließen sich auf damit ohne großen Aufwand auf den Bildschirm bringen.
Zudem besaß der CPC 464 drei Bildschirmmodi: Einen hochauflösenden Modus mit 640 x 200 Pixeln bei zwei Farben, einen mittleren Modus mit 320 x 200 Punkten und vier Farben sowie einen Multicolor-Modus mit 160 x 200 Pixeln bei 16 Farben. Zwischen diesen Videomodi konnte sehr einfach durch die Befehle MODE 0, MODE 1 und MODE 2 hin- und hergeschaltet werden. Zudem ließen sich Text und Grafik auf dem CPC problemlos mischen.


Der CPC wurde so außerordentlich populär und während der Konkurrent C64 in Deutschland vor allem als Spielerechner reüssierte, war der CPC eher das Gerät der Wahl für die etwas ernsthafteren Anwender. Der hochauflösende Modus von 640 x 200 Pixeln prädestinierte den Rechner für Bürozwecke; Unmengen an Software für Bürolösungen wurden veröffentlicht. Da der CPC auch unter dem damals sehr populären PC-Betriebssystem CP/M betrieben werden konnte, stand dem Rechner zudem eine umfangreiche Anwendungsbibliothek zur Verfügung. Die Voraussetzung für den CP/M-Betrieb war ein Diskettenlaufwerk. Für den CPC 464 gab es ein externes Drei-Zoll-Laufwerk zum Nachkaufen, spätere Modelle wie der CPC 664 oder der CPC 6128 besaßen ein fest eingebautes Floppy-Laufwerk. Somit waren Programme wie die damals weltweit führende Textverarbeitung Wordstar oder die Datenbanklösung dBase II über CP/M auf dem Schneider nutzbar.

 

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